Leben | Zitate

Ludwig Windthorst

Ludwig Windthorst war der wichtigste innenpolitische Gegenspieler des Reichskanzlers Otto von Bismarck. Über alle Parteigrenzen hinweg galt er als der bedeutendste Parlamentarier seiner Zeit. Windthorst wuchs in Osnabrück auf und vertrat über mehr als zwei Jahrzehnte als Abgeordneter des Wahlkreises Meppen das Emsland im Deutschen Reichstag.

Er verteidigte die Wahrung der Menschen- und Minderheitenrechte gegen preußische Machtpolitik, insbesondere die Religionsfreiheit der Katholiken während des sog. Kulturkampfes. Zugleich behauptete er sich als Repräsentant der Zentrumspartei die Eigenständigkeit der Politik gegen kirchliche Bevormundung.

Golo Mann nannte ihn „den genialsten Parlamentarier, den Deutschland je besaß“. Und Jonathan Steinberg schreibt in seiner Bismarck-Biografie: „Die Beharrlichkeit, Integrität und Courage, mit denen Windthorst gegen Bismarcks Autoritarismus und Rechtsverletzungen kämpfte, häufig entgegen den reaktionären Instinkten seiner eigenen Parlamentsfraktion, würden es verdienen, dass er in der heutigen Bundesrepublik Deutschland bekannter wäre und in höheren Ehren gehalten würde, als es der Fall ist.“ 

Windthorst hatte einen klaren Kompass, geprägt durch seine katholische Herkunft. Für ihn war der Einsatz für den Schutz von Minderheiten ständiger Antrieb – auch, weil er selbst einer Region entstammte, in der die Katholiken eine Minderheit waren. Aber anders als Andere, die Klientelpolitik betreiben indem sie nur für ihre eigenen individuellen Interessen eintreten, war für Ludwig Windthorst stets klar, dass er seine eigenen Interessen nur dann erfolgreich vertreten kann, wenn sie in einen Gesamtkontext eingebunden sind. Wenn sie grundsätzlich angegangen werden und wenn diese Grundsätze für alle gelten. So war er beispielsweise davon überzeugt, dass der Schutz religiöser Minderheiten auch die Juden zwingend mit einschließen musste. Überliefert ist das dazu passende Zitat von Windthorst: „Ich werde das Recht, das ich für die Katholiken und für die katholische Kirche und deren Diener in Anspruch nehme, jederzeit auch für die Protestanten und nicht minder für Juden vertreten. Ich will eben das Recht für alle.“ – Das Recht für alle.