Island – ein Vorbild für Nachhaltigkeit?!

Island die Insel aus Feuer und Eis. Island die grüne Insel. Diese Beschreibungen werden oftmals für das westlichste Land Europas verwendet. In welcher Beziehung stehen diese Darstellungen zueinander und warum hat sich eine Gruppe von 26 Lehrkräften und Schulleitungen im Rahmen von Erasmus+ auf den Weg in den hohen Norden gemacht? Erasmus+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union für den Austausch und die Weiterbildung von Kindern, Jugendlichen und Tätigen im Bildungsbereich. Das Ludwig-Windthorst-Haus ist in Niedersachsen größter Kooperationspartner im Bereich von Erasmus+.

Bereits beim Landeanflug auf die Insel Island bekamen die Gruppe von niedersächsischen Lehrkräften aller Schulformen einen ersten Eindruck von der kargen Landschaft: Die Landung erfolgte auf der einzigen auf Lavastein gebauten Landebahn der Welt. Willkommen in Island – auf der größten Vulkaninsel der Welt! Die regelmäßige Überprüfung der Vulkanaktivität gehörte bereits zur Reisevorbereitung und die Lerngruppe hatte Glück: Die Vulkanaktivitäten waren moderat und somit war keine Behinderung der Lernaktivitäten zu erwarten. Im Durchschnitt erlebt Island alle 4 Jahre eine Vulkaneruption, da die Insel über einem vulkanischen Hotspot liegt und einige der aktivsten Vulkane beheimatet. Die Aktivität des Vulkans Fagradalsfjall ließ in den Tagen vor der Abreise nach. Er liegt lediglich 40 km von der Hauptstadt Reykjavik, dem Ausgangspunkt der Lernaktivitäten, entfernt.

Dieser vulkanische Hotspot ist auch der Grund, weshalb Island als die grüne Insel bezeichnet wird. In der Woche auf Island konnte nur wenig grüne Farbe in der Landschaft entdeckt werden, da der Schnee erst in den Tagen zu vor überwiegend geschmolzen war. Die Darstellung Islands als grüne Insel bezieht sich darauf, dass Island als Vorreiter im Bereich der Nachhaltigkeit gilt. Dem Inhalt der Lernaktivität folgend stand die Besichtigung des größten Geothermie Kraftwerk der Welt auf dem Programm und der Gruppe wurde erklärt, wie die Gewinnung von heißem Wasser direkt aus der Erde erfolgt, wie die 25 Kilometer entfernte Hauptstadt mit Warmwasser versorgt wird und wie aus dem heißen Wasser Strom erzeugt wird. An vielen Stellen auf der Insel steigt das zum Teil kochend heiße Wasser für alle sichtbar aus der Erde auf. Warnhinweise oder Wasserdampf machen darauf aufmerksam. Fast 100% der landesweit genutzten Energie werden aus nachhaltigen Energiequellen gefördert. Damit ist Island statistisch gesehen Spitzenreiter in Sachen nachhaltiger Energiegewinnung. Der vulkanische Hotspot ist der Grund für diese scheinbar unendliche Verfügbarkeit von heißem Wasser.

Gleichzeitig wurde auch über die geringen Stromkosten und den hohen Stromverbrauch auf Island diskutiert: Ist lediglich die Gewinnung von Strom aus heißen Quellen bereits ein guter Indikator für Nachhaltigkeit? Um tiefer in das Thema einzusteigen wurde das isländische Schulsystem und die Bedeutung von Nachhaltigkeit in den Lehrplänen erörtert. Auffallend war, wie sauber es überall ist. Island ist insgesamt sehr dünn besiedelt. Im Vergleich zu 234 Einwohnern pro Quadratkilometer in Deutschland leben in Island 3,7 Einwohner pro Quadratkilometer. Aber hier liegt nicht der Grund dafür, dass kein achtlos weggeworfener Müll in der Landschaft zu finden ist. Das Leben in Island ist mit der Natur verbunden, denn die Schönheit und (Zerstörungs-)Kraft ist allgegenwärtig. Umwelt ist bereits von Anfang an ein wichtiges Bildungsthema. Die Kinder sind bei jedem Wetter draußen in der Natur. Mit Matschhose und Gummistiefeln oder mit dem Thermoanzug ausgestattet gibt es kein schlechtes Wetter. Aber das Thema Nachhaltigkeit ist auch tiefgreifend in den Schulen verankert: Island hat viele sogenannte „green flags“ Schulen, die sich den Zielen von Umweltschutz und Nachhaltigkeit als integraler Bestandteil der Bildungsarbeit verschrieben haben.

Was hat die Lerngruppe während ihrer Woche im isländischen Bildungssystem entdeckt: Lebenspraktisches Lernen mit einem großen Umweltbezug ist regelmäßig im Unterricht verankert. Im Wald sitzend schnitzten Erstklässler mit dem scharfen Messer und am offenen Feuer wurden Pfannekuchen gebacken. Weiterhin wurde vorgestellt, wie bereits kleine Ideen den Unterricht auch außerhalb des schulischen Klassenzimmers bereichern und für die kleinen Wunder in der Natur sensibilisieren. So konnte die Gruppe nach 5 Tagen intensiven Lernens, Austauschens und vielfältiger Inspirationen erschöpft und motiviert den Heimweg in die grüne Natur Niedersachsens antreten.