So inszenierte er einen Konflikt zwischen sich und seinem Verleger Thomas Pago, der zunächst mit dem Titel des Buches nicht haderte ("Als Christ muss ich Sie ein letztes Mal darauf hinweisen: Gott und Jesus sind für uns untrennbar. Ihre Frage Lieber Gott als nochmal, na, Sie wissen schon, stellt sich für uns nie. Also: warum, lieber Herr Richter?") und sich hinterher, als er feststellte, dass die histotisch angelegte Geschichte in dem Buch doch "nur" fiktional sei, von dem ganzen Projekt distanzierte. Dass sein Verleger diesmal sogar als echte Person ("Den Pago gibt es wirklich.") im Publikum dabei war, war ein Bonmot am Rande. Beim Talk mit Richter hob LWH-Direktor Marcel Speker darauf ab und fragte Richter: "Mal unter uns, ist der Pago wirklich so unsymapthisch, wie es in Ihrer Lesung den Anschein hatte?" - Wenig überraschend verneinte Richter das glaubwürdig.
Zuvor hatte er die Zuhörer in die Gesichte einer Familie mitgenommen, die sich in den 30er Jahren in der Nähe von Krakau kennengelernt hatte. Sie war katholisch, er jüdisch - ein Skandal in der damaligen Zeit. Unterhaltsam verwob Richter sodann biografische und fiktionale Elelemente aus seinem Buch "Lieber Gott als nochmal Jesus", das in dieser Woche erst erschienen ist. Dies gelang ihm vor dem Hintergrund der unfassbaren Verbrechen der Nationalsozialisten am jüdischen Volk stets ohne Anklage und mit viel gewinnendem Humor. In der anschließenden Gesprächsrunde hob er hervor, dass er sich die Rückkehr der Normalität des jüdischen Witzes wünsche - wohlgemerkt: nicht des Judenwitze und er warb für das Recht jüdischer Menschen auf Durchschnittlichkeit. Mit Blick auf die Notwendigkeit der Veränderung von Erinnerungskultur in unserem Land machte er deutlich, dass man nicht jüdisch oder ein Zeitzeuge sein muss, um in Schriften, Werken und Programmen die Erinnerung an das Geschehene wach zu halten.
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