Von diesem Gedanken aus ordnen Speker und Reidegeld die internationale Lage ein. Die Welt, so ihre Diagnose, befindet sich in einer Phase der Verhärtung, in der Machtpolitik, Abschreckung und das Recht des Stärkeren wieder dominieren. Gerade deshalb, argumentieren sie, braucht es Akteure, die an Alternativen festhalten: an Völkerrecht, an internationale Institutionen, an Dialogformaten, auch wenn deren Wirkung im Moment begrenzt scheinen. Reidegeld spricht von „Friedensarbeit auf Vorrat“ – der Einsicht, dass Regeln, Beziehungen und Vertrauen vorbereitet werden müssen, damit sie tragen, wenn sich politische Fenster öffnen. Diese Logik übertragen die Gesprächspartner konsequent auf die Gesellschaft im Inneren. Auch hier, so Speker, droht Angst zur leitenden Kategorie zu werden: Angst vor dem Anderen, vor Kontrollverlust, vor dem gesellschaftlichen Abstieg. Wo sie dominiert, verengt sich der Diskurs, Menschen werden etikettiert statt gehört, Widerspruch moralisch aufgeladen statt sachlich ausgetragen. „Fürchtet euch nicht“ bedeutet in diesem Zusammenhang, Differenz wieder als Normalfall demokratischen Zusammenlebens zu akzeptieren – und Streit als Voraussetzung von Verständigung.
Der zentrale Satz der Folge bündelt beides, das Internationale wie das Gesellschaftliche: Zuversicht ist kein Gefühl, Zuversicht ist eine Entscheidung. Sie entsteht nicht aus Naivität, sondern aus der bewussten Weigerung, Angst zum politischen Maßstab zu machen. Wer Zuversicht wählt, bleibt offen für Bündnisse, hält Regeln aufrecht, sucht Gespräch statt Eskalation – und nimmt zugleich die eigene Verantwortung ernst. So wird „Fürchtet euch nicht“ zu einer positiven politischen Haltung: nicht blind gegenüber Gefahren, aber entschlossen, ihnen nicht das Kommando zu überlassen. In einer Zeit, in der viele Akteure mit Angst regieren, erinnert der Podcast daran, dass demokratische Gestaltung dort beginnt, wo Furcht nicht verdrängt, sondern überwunden wird.
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Der Podcast Friedensreiter begibt sich auf die Suche nach Wegen für den Frieden. Er stellt sich in das Zeichen der Friedensreiter, die bei den Verhandlungen zur Beendigung des 30jährigen Krieges als Vermittler zwischen den Delegationen in Münster und Osnabrück pendelten. Der Podcast ist ein Gemeinschaftsprojekt von Ludwig Windthorst-Haus (LWH), der Katholisch-sozialen Akademie des Bistums Osnabrück in Lingen, und dem Institut für Theologie und Frieden (ithf) in Hamburg. Hosts sind der stellvertretende Leiter des ithf, Pfarrer Dr. Jochen Reidegeld, und LWH-Direktor Marcel Speker. Auf der Gästeliste stehen bislang renommierte Experten und Persönlichkeiten wie der Politikwissenschaftler Carlo Masala, der Historiker Michael Wolffsohn, die White House-Korrespondentin Juliane Schäuble, Bundespräsident a.D. Christian Wulff und der Apostolische Nuntius im Baltikum, Erzbischof Monsignore Georg Gänswein. Im Format „entre nous“ besprechen Speker und Reidegeld aktuelle Themen zu zweit. Der Podcast ist als Video-Podcast auf YouTube sowie auf allen gängigen Audio-Podcast-Portalen verfügbar. Die erste Folge erschien im Oktober 2024. Seither verzeichnet der Podcast rund 200.000 Aufrufe.
Zum Podcast Friedensreiter: www.linktr.ee/friedensreiter
Zur aktuellen Folge auf YouTube (frei ab 24.12., 7:00 Uhr): https://youtu.be/Jcr_dYvt4WY
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