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Bildung in Finnland: Well-being im Fokus

In einer Lernaktivität jenseits der gewohnten Grenzen erkundeten 17 niedersächsische Lehrkräfte, Schulleiter*innen und ein Schulsozialarbeiter verschiedener Schulen und Schulformen das Bildungssystem Finnlands. Aus dem frühlingshaften Lingen ging es nach Norden in das noch winterliche Oulu. Ziel war es, die Erfolgsfaktoren der finnischen Bildung zu verstehen und Inspiration für die eigene Schulpraxis mitzunehmen. Einen Schwerpunkt bildete die multiprofessionelle Zusammenarbeit. Ermöglicht wurde die Lernaktivität durch das europäische Bildungsprogramm Erasmus+.

In der Gesellschaft Finnlands hat Bildung einen hohen Stellenwert. Dies spiegelt sich nicht nur in den Schulen, sondern beispielsweise auch in den Bibliotheken wider, die Räume des Lernens für alle Generationen sind. Auch der Lehrerberuf ist sehr anerkannt und Lehramtsstudiengänge sehr beliebt. Während ihres Aufenthalts in Oulu tauchten die Teilnehmer*innen in die finnische Kultur des Lernens ein. Sie besuchten verschiedene Schulen, hörten einige Vorträge von Expert*innen aus dem Bildungsbereich und hatten die Möglichkeit zum Austausch mit den Kolleg*innen vor Ort. Auch wenn Finnland mittlerweile nicht mehr an der Spitze der PISA-Studie steht, schneidet das Land weiterhin in allen Bereichen besser ab als Deutschland.

Ein zentraler Fokus der finnischen Bildung liegt auf dem Wohlergehen der Schüler*innen. Dies bedeutet nicht nur die Förderung akademischer Leistungen, sondern die ganzheitliche Entwicklung jedes Einzelnen. Die Teilnehmer*innen waren beeindruckt von der umfassenden Unterstützung des Well-beings, die in den Schulen praktiziert wird. So arbeiten in den Schulen verschiedene Professionen wie Förderlehrer*innen, Sozialarbeiter*innen, Schulkrankenpfleger*innen und Schulpsycholog*innen, um eine möglichst umfassende Förderung zu bieten. Unterstützungsangebote sind dabei niedrigschwellig und ermöglichen eine schnelle Reaktion bei beginnenden Schwierigkeiten.

Ein weiteres Merkmal des finnischen Bildungssystems ist das Vertrauen in die Schüler*innen und Lehrkräfte. Anstatt auf übermäßige Prüfungen und Bewertungen zu setzen, betonen die finnischen Schulen Vertrauen und Eigenverantwortung der Schüler*innen. Auch den Lehrkräften werden in den Lehrplänen viele Freiheiten gelassen; Kontrollen wie Schulinspektionen gibt es nicht.

Auch die Abhängigkeit der schulischen Leistungen vom sozioökonomischen Status ist in Finnland deutlich geringer ausgeprägt als in Deutschland. So besuchen alle Schüler*innen bis zur neunten Klasse gemeinsam eine Gesamtschule, bevor sie in die gymnasiale oder berufsbildende Oberstufe wechseln. Das Mittagessen und Schulmaterialien wie Bücher werden den Kindern kostenlos zur Verfügung gestellt. In Oulu werden darüber hinaus noch verschiedene kostenlose Nachmittagsclubs angeboten. Dies alles sind sicherlich Faktoren, die eine höhere Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit ermöglichen.

Auch wenn es in finnischen Schulen mit Sicherheit auch ähnliche Probleme wie in Deutschland gibt und nicht alle Maßnahmen in Deutschland direkt umsetzbar sind, kehren die Teilnehmer*innen doch mit einer Fülle von neuen Ideen, Perspektiven und praktischen Anregungen in ihre Schulen zurück.

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