Kann KI Kunst?

Vernissage eröffnete vielfältige Perspektiven zum Umgang mit KI-generierten Bildern – bis September im LWH

Rund 40 Gäste verfolgten den Austausch zu den Herausforderungen KI-generierter Kunst. Foto: LWH

Studienleiter Michael Brendel (re.) dankte seiner Gesprächspartnerin Meike Behm (2.v.l.) und der Sparkasse Emsland, vertreten durch Thomas Bojer und Janina Heuer, sowie der Wisniewsky-Stiftung für ihre Unterstützung. Foto: LWH

Bis zum 30.9. ist die Ausstellung im LWH zu sehen. Foto: LWH

Sind KI-generierte Texte und Bilder Kunst oder eine banale Spielerei? Dieser Frage geht die Ausstellung "KI und Kunst - KI-generierte Kunstwerke und die Natur der Kreativität" nach, die Anfang Juli im LWH eröffnet wurde. Im Gespräch mit der Leiterin der Lingener Kunsthalle, Meike Behm, und dem aus Kiel zugeschalteten Künstler Nils Pooker suchte Studienleiter Michael Brendel nach einer Einordnung des Phänomens "KI-Kunst", das dieser Tage durch ChatGPT und Bildgeneratoren wie Midjourney oder DALL-E für Schlagzeilen sorgt. Brendel hat die Ausstellung mit 30 Bildern und einer Multimediapräsentation konzipiert und selbst einige Werke beigesteuert.

Meike Behm sieht die Kunstszene durch die Fähigkeiten Künstlicher Intelligenz nicht bedroht: „Ich halte das Betriebssystem Kunst für intelligent, für virtuos und kritisch. Einige KI-generierte Werke werden sich durchsetzen, aber es wird auch vieles rausgefiltert werden, was auch gar keine kunsthistorische Relevanz hat.“ Die Kunsthistorikerin wies die rund 40 Gäste im LWH auf den Wert von Menschen gemachter Kunst hin, gerade im Blick auf die prekäre Situation der Künstler*innen. „Wer heute Kunst studieren will, dem rate ich vielleicht eher davon ab, weil es generell ein schwieriges Pflaster ist, aber nicht, weil die KI droht die Künstler irgendwann überflüssig zu machen.“

Nils Pooker hält den Umgang mit KI in der Kunst für eine Generationenfrage: „Ich habe in persönlichen Gesprächen mit jungen Künstlerinnen und Künstlern gemerkt, dass die das ziemlich locker sehen. Die nutzen die KI-Tools als Werkzeug und sagen: Wie kann ich das für meine Arbeit nutzen? Ältere wollen damit überhaupt nichts zu tun haben.“ Pooker hat jedoch Verständnis für die Sorgen seiner Kollegen, immerhin sei Kunst bis ins letzte Jahr immer mit menschlicher Handarbeit und Kreativität verbunden gewesen. „Jetzt brechen plötzlich Algorithmen in diesen Raum ein, die selbst Kunst machen. Das ist eine neue Qualität, vor der viele Künstlerinnen und Künstler Angst haben. Aber diese Angst ist unbegründet.“ In gewissen Bereichen von Illustration, Fotografie und Grafik werde KI aber deutlichen Einfluss gewinnen, so Pooker: „Wenn man etwas macht, was eine KI genauso gut kann, und das in einer sehr kurzen Zeit, dann ist das definitiv ein Problem. Dann muss man sich überlegen, welchen Mehrwert und welches Selbstverständnis man hat“.

Ein Video des Gesprächs mit Meike Behm und Nils Pooker ist auf dem Youtube-Kanal des LWH zu sehen. Die Ausstellung ist bis zum 16.7. und nach den Betriebsferien vom 31.7.-30.9. während der Öffnungszeiten der Rezeption oder nach Anfrage im LWH zu sehen.
Der Eintritt ist frei.