Fühner: Frieden ist nicht selbstverständlich

Als „America first light“ bezeichnete der ehemalige ZDF-Korrespondent in New York, Klaus Prömpers, die Politik von US-Präsident Joe Biden im Vergleich zu seinem Vorgänger Donald Trump. Prömpers war zu Gast bei der Jahrestagung der Ludwig-Windthorst-Stiftung und sprach im Ludwig-Windhorst-Haus (LWH) zur Situation der USA nach den Midterm-Elections. Zuvor hatte der Vorsitzende der Stiftung, der Landtagsabgeordnete Christian Fühner, in seiner Begrüßung deutlich gemacht, dass die transatlantischen Beziehungen für uns Europäer immer noch von großer Bedeutung seien: „Die USA sind unser wichtigster Verbündeter. Das merkt man insbesondere in einer Zeit, in der es viele Kriege und Konflikte auf der Welt - unter anderem, aber eben nicht nur, in der Ukraine. Die Folgen werden viele Jahre spürbar sein. Und wir müssen uns bewusst machen: Der Frieden in der Welt ist nicht selbstverständlich - das gilt heute vielleicht mehr denn je.“

Mit Klaus Prömpers konnte Fühner einen absoluten Experten der internationalen Politik in Lingen begrüßen, der in seinem journalistischen Berufsleben von 1989 bis 2014 für das ZDF tätig war. Zunächst bis Mitte 1999 als Redakteur im Studio Bonn eingesetzt, kam der heute 73-Jährige im Anschluss als sicherheitspolitischer Experte ins ZDF-Studio nach Brüssel. Mit Stationen in den Studios in Wien und zuletzt eben in New York folgten weitere Aufgaben als Korrespondent und in leitender Funktion im Ausland. In Summe also gute Voraussetzungen, um Entwicklungen in der globalen Politik und an diesem Abend im Speziellen in den USA einschätzen zu können.

Dort sind die nur wenige Tagen zurückliegenden Midterm-Elections ein wichtiges Stimmungsbarometer für die erste Hälfte der vierjährigen Amtszeit von US-Präsident Joe Biden – immerhin wird das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt. „Biden ist nach John F. Kennedy erst der zweite Katholik, der an die Spitze des Landes gewählt wurde“, berichtete Klaus Prömpers. Tatsächlich hält der Politikexperte den Kurs von Joe Biden nur für eine abgeschwächte Version von „America first“, das Donald Trump während seiner Amtszeit propagierte. „In meinen Augen handelt es sich dabei um eine Art ‚America first light‘“ sagte Klaus Prömpers. Aus seiner Zeit in den Vereinigten Staaten wisse er, dass die Amerikaner sich im privaten Raum kaum über die eigene politische Meinung austauschten. „Wer im Freundes- oder Bekanntenkreis zu welcher politischen Partei tendiert, ist dort im Regelfall gar nicht bekannt. Darüber wird nicht gesprochen“, berichtete Prömpers. Diese scheinbare Politiklosigkeit sei gerade deswegen auch gefährlich, weil die Demokratie offensiv und engagiert verteidigt werden müsse. Damit schloss sich Prömpers nahtlos an den Gast der vorherigen Jahrestagung an: Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Stephan Harbarth hatte an selber Stelle ein ähnliches Plädoyer für den persönlichen Einsatz eines Jeden für den Erhalt der Demokratie gehalten.

Im Anschluss an den Vortrag nahmen LWH-Direktor Marcel Speker und Klaus Prömpers für eine weitergehende Diskussion auf dem Podium Platz. Auf Einladung Spekers konnten auch aus dem Publikum Fragen an den Experten gestellt werden. Hier wurde der Bogen zwischen unabhängigen, dezentralen Medien und der Förderung von Demokratie und neutraler Berichterstattung geschlagen. Eine der Fragen drehte sich um die abnehmende Bedeutung von lokalen Tageszeitungen in den USA. „Es wäre absolut tödlich für die Demokratie, wenn auch die letzten Lokalzeitungen jetzt noch kaputtgehen würden. Bei uns in Deutschland trägt auch das öffentlich-rechtliche System wesentlich zur Demokratie bei“, betonte Prömpers. Die Gesellschaft in den USA hält der Journalist nicht zuletzt durch ein wachsendes Medienmonopol für zunehmend polarisiert, wertebildende Institutionen wie Kirchen oder Gewerkschaften würden an Einfluss verlieren.

Begonnen hatte die Jahrestagung mit einer Eucharistiefeier unter der Leitung von Domkapitular Martin Schomaker. Der anschließende Empfang bot nicht nur die Gelegenheit für einen Imbiss, sondern auch für viele kleine Gesprächsrunden. Die rund 110 Gäste nutzten die Zeit im Foyer des LWH ausgiebig für angeregte Unterhaltungen.

Text & Bild: Carl Hesebeck