Tagesschau-Redakteurin Anja Martini zu Gast beim Windthorst-Abend in Meppen

"Ist das, was wir sehen auch das, was wir denken?" - Am vergangenen Freitag hielt Anja Martini, Wissenschaftsredakteurin beim NDR und Vielen aus dem „Corona-Update“-Podcast mit Christian Drosten bekannt, einen Vortrag über die Rolle des Journalismus im Krieg und in der Pandemie. Martini berichtete nicht nur von ihrer gesammelten Erfahrung als Redakteurin und Planerin bei der Tagesschau und den Tageshemen, sondern erklärte den Zuhörenden auch die praktischen Abläufe, die hinter der journalistischen Arbeit stecken.

Der "Windthorst-Abend" findet traditionell als Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion am Windthorst-Gymnasium in Meppen statt und ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Windthorst Gymnasium Meppen, dem Heimatverein Meppender und der Ludwig-Windthorst-Stiftung. Christian Fühner, Mitglied des niedersächsischen Landtages, freute sich über den hohen Besuch der gebürtigen Emsländerin an seinem ersten Windthorst-Abend als neuer Vorsitzender der Ludwig-Windthorst-Stiftung.

Martini kehrte mit viel Erfahrung zu ihrer alten Schule zurück. So stellte sie die Aufgabe des Journalismus dar, alle Seiten eines Themas zu beleuchten und zu erklären. Damit die Tagesschau und Tagesthemen diese Aufgabe erfüllen können, arbeiten sie rund um die Uhr mit insgesamt 90 Redakteuren am Tag sowie mit einem Netzwerkwerk aus Korrespondentinnen und Korrespondenten. Letztere sorgen für verifizierbare und vertrauenswürdige Quellen, da diese Personen nah am Geschehen sind. So konnte zum Beispiel die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, Tina Hassel, genau beschreiben, wie die Stimmung während der Zugfahrt von Bundeskanzler Scholz in die Ukraine gewesen sei. Durch diese Nähe zum Geschehen bekommen die Redakteurinnen und Redakteure konkrete und vertrauenswürdige Einschätzungen geliefert. Da zu Beginn des russischen Angriffskrieges alle Korrespondentinnen und Korrespondenten aus der Ukraine abgezogen werden mussten, fielen die direkten Informationsquellen vor Ort weg. „Die Verifikation und Prüfung der ab diesem Zeitpunkt aus der Ukraine kommenden Informationen mussten genau und akribisch sein, um auszuschließen, dass es sich um Falschinformationen handelte“, betonte die NDR-Journalistin in ihrem Vortrag. Weiter erklärte sie: „Wir haben mittlerweile in der Ukraine immer wechselnde Reporterteams, um die Reporter zu schützen, da sie dort sowohl körperlichen Gefahren als auch psychischen Belastungen ausgesetzt sind.“

Die Emsländerin stellte zudem ihre Arbeit beim „Corona-Update“-Podcast mit Christian Drosten, der ebenfalls emsländische Wurzeln hat und beim vorletzten Windthorst-Abend zu Gast war, vor. Sie sprach im Zuge dessen über die Rolle des Wissenschaftsjournalismus. So sei es wichtig, dass der Journalismus wissenschaftliche Informationen für die Öffentlichkeit leicht verständlich aufbereitet. In diesem Zusammenhang sei es durchaus eine journalistische Herausforderung, dass einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht bereit seien Dinge zu vereinfachen, um sie verständlicher darzustellen. „Ich bin froh, dass wir mit Christian Drosten einen Experten haben, der sehr versiert in der Thematik des Corona-Virus ist. Natürlich gab es Kritik, ob die Sichtweise eines Experten ausreiche. Auch in der Redaktion kam dieser Gedanke auf. Doch die über die Jahre angesammelte Expertise von Drosten beweist, dass er die richtige Person für den Podcast ist“, lobte Martini. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig Themen der Wissenschaft auch in der Berichterstattung seien. Da der NDR dies erkannt habe, spezialisierte sich Martini von einer Nachrichten-Redakteurin zu einer Wissenschaft-Redakteurin. 

Zum Ende des Abends gab es eine anregende Diskussion mit dem Publikum, bei der Martini die Einordnungsfunktion des Journalismus herausstellte.  Journalismus soll keine Wertung über die Sachverhalte geben, sondern objektive Informationen vermitteln.