„Wie kann es sein, dass in Deutschland immer noch die Flurschulen gebaut werden, die in keiner Weise den aktuellen Erkenntnissen der Lernforschung oder einer modernen Pädagogik entsprechen?“ stellt Judith Hilmes als Bildungsmanagerin im Kompetenzzentrum für Lehrkräftefortbildung am Ludwig-Windthorst-Haus zu Beginn die provokante Frage. Als Flurschulen werden traditionelle Schulgebäude beschrieben, bei denen die gleich großen Klassenräume von einem Flur abgehen. Dieser Flur unterliegt strengen Brandschutzvorschriften und kann in der Regel nicht als Lernraum genutzt werden. Schule braucht heute flexiblere Lernräume, die für individuelle Förderung, für Wechsel zwischen dem Arbeiten in kleinen und großen Gruppen oder auch für das konzentrierte Arbeiten allein genutzt werden können.
Mit dem Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung müssen die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen noch deutlicher fokussiert werden. Es ist nicht ausreichend, eine Mensa an das bestehende Gebäude zu bauen. Zeitgemäßer Schulbau hat flexibel zu nutzende Raumkonzepte. Glas und Licht geben diesen Räumen eine Offenheit, die den Lehrkräften zudem erlauben die Übersicht zu behalten, wenn die Schüler*innen selbstbestimmt an verschiedenen Orten lernen. Akustikelemente werden integriert, um Schule – und auch die Mensa – zu einem ruhigen Lernort zu machen. Ansprechende Sitzmöglichkeiten können ebenso flexibel genutzt werden: Als Rückzugsort oder als gemeinsamer Besprechungsort. Wenn Schüler*innen sich ganztägig in der Schule aufhalten, müssen Räume den unterschiedlichen Bedürfnissen zu unterschiedlichen Tageszeiten gerecht werden.
Anhand unterschiedlichen Umsetzungsbeispiele zeigte Herr Niemann Lernräume, die die Bedarfe und Bedürfnisse der Schüler*innen in den Mittelpunkt ihrer Schulbauplanung stellen. Lernräume und pädagogisches Konzept der Schule bedingen sich gegenseitig und somit ist es unabdingbar, dass Architektur und Pädagogik Hand in Hand gehen.
„Wir machen Schule für die Kinder und Jugendlichen unserer Gemeinden und Städte. Mit Mut und Offenheit können zukunftsweisende Lebens- und Lernorte für unsere Kinder entstehen“, appelliert Stefan Niemann an die Verantwortlichen.