Schule brauche heute flexiblere Lernräume, die für individuelle Förderung, für Wechsel zwischen dem Arbeiten in kleinen und großen Gruppen oder auch für das konzentrierte Arbeiten allein genutzt werden könnten. Lernräume und pädagogisches Konzept der Schule bedingen sich gegenseitig und somit sei es unabdingbar, dass Architektur und Pädagogik Hand in Hand gingen. Insbesondere in der ganztägigen Bildung sei dies von enormer Bedeutung. Genau das haben die Lehrkräfte und Schulleitungen in Dänemark kennengelernt: Lernräume, die die Bedarfe und Bedürfnisse der Schüler*innen in den Mittelpunkt ihrer Schulbauplanung stellen. So entstehen Räume für gemeinsames Lernen, Rückzugsorte für das Erholen von anstrengenden Unterrichtsstunden oder es werden Bewegungsanreize im kompletten Schulgebäude gegeben. Beispielsweise konnte anstelle der Treppe auch die Kletterwand genutzt werden, um ins nächste Stockwerk zu gelangen. Mit dem Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung muss die Bedürfnisorientierung noch deutlicher fokussiert werden. Es sei nicht ausreichend, eine Mensa an das bestehende Gebäude zu bauen. Zeitgemäßer Schulbau habe flexibel zu nutzende Raumkonzepte. Glas und Licht geben diesen Räumen eine Offenheit, die den Lehrkräften zudem erlauben die Übersicht zu behalten, wenn die Schüler*inn selbstbestimmt an verschiedenen Orten lernen. Erstaunt darüber, wie ruhig diese Schulen sind, wurden den Teilnehmenden der Exkursion die verschiedenen Akkustikelemente gezeigt, die integriert wurden.
Judith Hilmes vom Kompetenzzentrum für Lehrkräftebildung fasst zusammen: „Zeitgemäßer Schulbau in Dänemark ist pädagogisch durchdacht, funktional und gleichzeitig Hygge, so dass Schule zu einem Lern- und Lebensraum wird, an dem sich Lehrkräfte und Schüler*innen gerne ganztägig aufhalten.“ Stefan Niemann von SICHT.weise Beratung hat diese Lernaktivität inhaltlich begleitet und wird in seinem Vortrag am Dienstag, 10.09.2024 im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen auf vieles von dem eingehen und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sprechen, was bei uns und vor allem in den Nachbarländern gut bis hervorragend läuft. Angesichts von Millioneninvestitionen vor allem im Rahmen der Realisierung des Rechtsanspruchs, können es Schulträger und Schulgemeinschaften nun historisch und nachhaltig (anders) machen. Dieser Mut kostet nicht mehr Geld, sondern schafft einen Mehrwert für Bildung. Der Blick in das Nachbarland zeige auch, wie man effektiv vorgehen könne: Vor allem bei der Planung geht es dort Hand in Hand, Bauherr und Nutzergemeinschaft sprechen miteinander und entwickeln gemeinsam die Gebäude. Hier zu Lande ist das eher eine Vorstellung, die Ablehnung und Skepsis auslöst. Völlig grundlos, wie uns die dänischen Nachbarn berichteten. Sie machen nur gute Erfahrungen mit diesem Vorgehen, denn es sorgt für große Akzeptanz der Planungen und weniger Konflikte – und senkt oft auch die Kosten. Bei uns kennt man solche Prozesse als so genannte „Phase Null“, die sich immer mehr durchsetzt.
Erasmus+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union für den Austausch und die Weiterbildung von Kindern, Jugendlichen und Tätigen im Bildungsbereich. Das Ludwig-Windthorst-Haus ist in Niedersachsen größter Kooperationspartner im Bereich von Erasmus+.