Studienfahrt der Luwis nach Sarajevo

Eine Woche haben jetzt 16 Luwis in Sarajevo zu ihrer Studienfahrt zum Jahresthema „Krieg und Frieden“ verbracht.

Los ging es früh morgens aus Lingen. Am späten Nachmittag in Sarajevo angekommen, erkundeten wir zunächst ein wenig die Altstadt. Dabei wurde schon der ein oder andere bosnische Kaffee getrunken und auch Baklava probiert. Den zweiten Tag starteten wir mit einer Stadtführung. Schon währenddessen wurde deutlich, dass Sarajevo eng mit den Themen Krieg und Frieden verbunden ist. So sahen wir den Ort, an dem 1914 das Attentat auf Franz Ferdinand stattfand. Auch die Spuren des Bosnienkrieges von 1992 bis 1995 mit der 1425 Tage langen Belagerung Sarajevos sind heute noch an vielen Orten zu sehen. So wurden die Einschlagsorte von Granaten mit rotem Harz ausgefüllt und dienen jetzt als „Rosen von Sarajevo“ als Mahnmal.

Mittags ging es für uns in den Palmsonntagsgottesdienst der Herz-Jesu-Kirche. Im Anschluss erzählte uns Prof. Darko Tomašević mehr über den Studiengang „Interreligiöse Studien und Friedenskonsolidierung“, in dem Katholik*innen, Muslim*innen  und Christlich Orthodoxe gemeinsam studieren. Am dritten Tag besuchten wir die Konrad-Adenauer-Stiftung, wo uns der kommissarische Leiter der KAS Sarajevo, Jakov Devcic, mehr über Geschichte, Land und Leute berichtete. Im Anschluss ging es für uns in die Deutsche Botschaft. Dort ging es vor allem um die Beziehungen Bosniens zur EU und zu Deutschland. Gerade die Beziehungen zur EU sind ein hochaktuelles Thema, denn die EU hat erst vor Kurzem beschlossen, die Beitrittsgespräche aufzunehmen. Den Nachmittag haben wir dann in einem Café ausklingen lassen, wo uns Marie mehr über ihren Freiwilligendienst in einem Gymnasium in Bosnien-Herzegowina erzählt hat.

Der vierte Tag startete im bosnischen Parlament, wo wir mehr über das politische System lernten und außerdem die Möglichkeit hatten, die verschiedenen Sitzungssäle zu besichtigen. Im Anschluss berichtete uns Amina Sejfic vom Post-Conflict Research Centre von der Bedeutung von Bildung für Friedenskonsolidierung. Am Nachmittag besuchten wir das War Childhood Museum , das auf eindrückliche Weise die Lebensrealitäten von Kindern im Krieg verdeutlichte.  Am fünften Tag lernten wir die NGO Small Steps kennen, die sich mit verschiedenen Projekten wie z.B. Theaterworkshops für Frieden einsetzt. Ein paar von uns nutzten anschließend die Möglichkeit, die Internationale Schule Sarajevo zu besuchen.

Am Nachmittag durften wir dann den Hohen Repräsentanten für Bosnien-Herzegowina, Christian Schmidt, treffen. Der Hohe Repäsentant überwacht als Vertreter der internationalen Gemeinschaft die Umsetzung der zivilen Aspekte des Dayton-Friedensabkommens von 1995. Schließlich haben wir an der Uni Sarajevo noch einen Vortrag von Prof. Dr. Nerzuk Ćurak über die Balkankriege und den Friedensprozess gehört. Am sechsten Tag besuchten wir die NGO KULT, die sich für die Stärkung der Jugend als Initiator für Demokratisierung einsetzt. Den freien Nachmittag nutzten viele von uns, um die Aussicht von einem der Berge um Sarajevo zu genießen und dann auf der verlassenen Bobbahn der Olympischen Winterspiele von 1984 herunterzuwandern.

An unserem siebten Tag ging es für uns raus aus Sarajevo nach Srebrenica. Dort wurde 1995 ein Genozid an über 8000 Bosniaken verübt. Vor Ort haben wir uns ein Museum sowie das Genozidmahnmal angeschaut. Eine sehr bedrückende, aber wichtige Ausstellung. Das fehlende Eingreifen der damals in Srebrenica stationierten UN-Blauhelmtruppen gilt als ein Versagen der internationalen Gemeinschaft. Am Samstag ging es für uns nach einer Woche voller Eindrücke dann wieder zurück nach Lingen. Wir haben viel über die Geschichte und die aktuelle politische Situation von Bosnien-Herzegowina gelernt und viele spannende Gespräche geführt!