Zwei-Staaten-Lösung ist historisch verpasste Chance

"Kaum ein Konflikt auf der Welt ist schwerer zu lösen als der Konflikt zwischen Israel und Palästina." Zu diesem Ergebnis kam der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Rüdiger Robert jetzt anlässlich eines Akademieabends im Ludwig-Windthorst-Haus.

Gründe dafür seien sich wechselseitig ausschließende Erwartungen und Ansprüche, die Widerspiegelung weltgesellschaftlicher Konfigurationen innerhalb des Konfliktes, seine hochkomplexe Beschaffenheit, eine schier unüberschaubare Akteursvielfalt und sich ständig verändernde territoriale Bedingungen. Es handele sich bei dem Israel-Palästina-Konflikt um einen "teilautonomen Konflikt", der lokal, regional und global gleichzeitig sei. Die Themenfelder seien hochkomplex, wie die Stichworte des Konfliktes deutlich machen: Jerusalem, Flüchtlinge, Siedler, Wasser, Sicherheit und Ökonomie.

Insbesondere die Ökonomie sei ein Grund, wieso Robert für die Zwei-Staaten-Lösung keine Chance mehr sehe. Für ihn sei das eine "historisch verpasste Chance". Aktuell würde ein Palästinenser-Staat sich im Wesentlichen auf den Bereich des Gaza-Streifens beziehen. Diese Region sei bereits vor dem Krieg wirtschaftlich nicht aus sich heraus überlebensfähig gewesen. Ein Palästinenser-Staat müsste also von anderen Staaten mitfinanziert werden - was natürlich auch die Gefahr der Instrumentalisierung bedeuten würde.

Der emeritierte Hochschullehrer plädiert daher für eine "Ein-Staaten-Lösung" mit Gemeinsamkeit auf Augenhöhe. "Wir brauchen Frieden durch die Beendigung von Unterdrückung" machte er deutlich. Ob eine friedliche Koexistenz tatsächlich denkbar sei, betrachtete er allerdings selbst kritisch. Dennoch gebe es nach menschlichem Ermessen keine Alternative. Er plädierte daher dafür, die nächste Zeit für einen wechselseitigen Aufbau von Vertrauen und Versöhnung zu nutzen.