Dekorative grüne Flächen

Frieden braucht einen langen Atem

Nach mehr als drei Jahren ohne direkten Austausch zwischen den Konfliktparteien wurde in Alaska wieder miteinander gesprochen. Auch wenn Inhalt und Vorbereitung mangelhaft gewesen seien, gelte in jedem Fall: Friedensarbeit beginnt mit dem Gespräch: „Verhandeln ist besser als Schweigen.“ In der aktuellen Ausgabe des Podcasts Friedensreiter nehmen LWH-Direktor Marcel Speker und der kommissarische ithf-Leiter Dr. Jochen Reidegeld die politischen Folgen des Gipfels in Alaska und der anschließenden Gespräche in Washington in den Fokus. Statt sich nur auf Machtpolitik zu konzentrieren, stellen die beiden Podcaster die friedensethischen Fragen ins Zentrum.

Das Auftreten der russischen Delegation, etwa mit Lawrows demonstrativem „UdSSR“-Pullover, wird als klares Signal imperialer Ansprüche gewertet. Friedensethisch stellt sich die Frage: Kann man mit einem Partner verhandeln, der Frieden nur als taktisches Mittel versteht? Die Antwort bleibt offen – notwendig bleibt das Gespräch dennoch. Besonders strittig ist die Frage, ob Friedensverhandlungen ohne vorherigen Waffenstillstand sinnvoll sind. Während Europa auf ein Innehalten der Kämpfe setzt, signalisiert Moskau Gesprächsbereitschaft nur unter laufendem Beschuss. Darf man in solch einem Kontext überhaupt von Frieden sprechen? Oder wiegt die Chance auf Beendigung des Blutvergießens schwerer als die moralische Forderung nach klaren Bedingungen?

Ein zentrales Thema sind in diese Zusammenhang mögliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Sollen europäische Truppen an der NATO-Ostflanke stationiert werden? Reicht Abschreckung aus, wenn die Glaubwürdigkeit im Ernstfall auf dem Spiel steht? Hier mahnen die beiden Friedensreiter-Hosts, militärische Sicherheit dürfe nicht allein stehen. Das Streben nach Frieden erfordere Deeskalation, internationale Kooperation und den Dialog der Zivilgesellschaften. Frieden entstehe nicht nur in den Händen von Präsidenten und Diplomaten. Reidegeld erinnert an die historischen „Friedensreiter“: Sie ritten jahrelang vergeblich, doch ohne ihren Einsatz wäre schließlich kein Frieden möglich gewesen. Auch heute brauche es Geduld, Beharrlichkeit und eine klare Stimme der Gesellschaft für Verständigung und Abrüstung- mithin also einen langen Atem.

 

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