Beim 12. Emsländischen Fachtag Schulsozialarbeit im Ludwig-Windthorst-Haus (LWH) kamen 200 Schulsozialarbeitende zusammen, um sich fortzubilden, zu reflektieren und zu netzwerken. In ihrem einführenden Vortrag legte Kubesch eine wichtige Grundlage für den weiteren Austausch. Sie machte deutlich, dass gerade in Zeiten ständiger digitaler Reize die Fähigkeit zur Selbstregulierung immer wichtiger werde. Plattformen wie TikTok oder Instagram setzten auf sofortige Belohnung – ausgelöst durch Dopamin, den Stoff für Motivation. „Was hochgeht, fällt danach ab. Erst Anstrengung, dann Belohnung – das bleibt das biologische Grundprinzip“, sagte sie. Langfristige Zufriedenheit entstehe erst durch Serotonin, das nach gemeisterter Anstrengung freigesetzt wird.
Neben Schlaf und Ernährung nannte die Expertin vor allem Übung und Konsequenz als Grundlage. Selbstregulation lasse sich trainieren – durch Spiele, Bewegung und klare Routinen. In der Schule helfe es, immer wieder innezuhalten und Fragen zu stellen wie: Was mache ich gerade? Was sollte ich tun? Die Eltern spielen dabei eine Schlüsselrolle. Wirksam sei ein warmherziger, aber klarer Erziehungsstil mit festen Regeln und verlässlichen Grenzen. Kinder müssten lernen, Frust auszuhalten und Belohnungen aufzuschieben – Fähigkeiten, die Studien zufolge wichtiger für späteren Erfolg sind als der IQ. Selbstregulation, so das Fazit, ist keine Charakterfrage, sondern eine trainierbare Kernkompetenz. Sie entscheidet darüber, ob junge Menschen in einer reizüberfluteten Welt konzentriert, gesund und selbstbestimmt leben können.
Anschließend stand die Praxis der Schulsozialarbeit im Fokus von elf Workshops sowie eines Vortrags von Christian Kuhnert, Dezernent für schulische Sozialarbeit Regionales Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück, über aktuelle Neuerungen aus der Schulsozialarbeit. In den Praxisforen wurde ein breites thematisches Spektrum angesprochen: Von körperlicher und digitaler Gesundheit über Krisenbewältigung bis zu Demokratieförderung und Prävention. Praxisorientierte Ansätze – etwa zu Teamarbeit, Medienkompetenz oder KI im Unterricht – gaben den Teilnehmenden Werkzeuge und konkrete Handlungsoptionen an die Hand.
Zu Beginn der Veranstaltung hatten LWH-Direktor Marcel Speker, Bildungsmanagerin Judith Hilmes und der Erste Kreisrat des Landkreises Emsland, Martin Gerenkamp, die Anwesenden begrüßt und ihre tägliche Leistung gewürdigt. Gerenkamp berichtete von einem kurzen Gespräch vor der Veranstaltung mit einer Schulsoziarbeiterin, die er gefragt hatte, wie denn Schulsozialarbeit nun stattfinde, wenn alle bei der Tagung sei. Ihre Antwort lautete: “Die Schule brennt auch ohne uns.” - Das, so Gerenkamp, mache deutlich, wie wichtig der Austausch und die Vernetzung der Schulsozialarbeit untereinander sei und wie unverzichtbar ihre Arbeit aber auch gleichzeitig wie groß die Herausforderungen seien. Den Emsländischen Fachtag Schulsozialarbeit organisiert das LWH in Kooperation mit der Bildungsregion Emsland. Die Vorbereitung wird unterstützt durch ein Planungsteam, das für die Passung der Inhalte auf dem Fachtag an die täglichen Bedarfe und Bedürfnisse in der Praxis sorgt. Namentlich dankte Hilmes Miriam Bauersachs (Stadt Lingen), Nicole Franke (BBS Papenburg), Christian Frilling (Antoniusschule Thuine) und Gülnür Ötztürk (BBS Lingen).
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Foto: v.l.n.r.: Martin Gerenkamp (Erster Kreisrat Landkreis Emsland), Bärbel Witt (Mitarbeiterin im Kompetenzzentrum für Lehrkräftefortbildung im LWH), Christian Kuhnert (Dezernent für schulische Sozialarbeit Regionales Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück), Marcel Speker (Direktor LWH), Judith Hilmes (Bildungsmanagerin Kompetenzzentrum für Lehrkräftefortbildung im LWH), Sabine Kubesch (Hauptrednerin des Fachtags), Gülnür Ötztürk (Planungsteam, BBS Lingen), Miriam Bauersachs (Planungsteam, Stadt Lingen), Stefan Maas (Bildungsregion Emsland), Nicole Franke (Planungsteam, BBS Papenburg) und Christian Frilling (Planungsteam, Antoniusschule Thuine).
Download Foto Dr. Sabine Kubesch
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