Dekorative grüne Flächen

Bischof Dominicus: "Halten wir die Friedensspur Jesu wach!"

Von Jesus zu lernen bedeute nicht darauf zu warten, bis jemand für Frieden sorgt, sondern selbst zum Friedensstifter zu werden: "Wir sind gerufen, jeden Tag vom Neuen kleine Schritte aufeinander zu zumachen. Schritte der Versöhnung, der Verständigung, der Bereitschaft zum Frieden." In seiner Predigt während der Eucharistiefeier anlässlich der Jahrestagung der Ludwig-Windthorst-Stiftung mahnte Bischof Dominicus einen "christlichen Beitrag zum Gelingen von Stabilität und aus Verantwortung für das Gemeinwohl" an.

Die ganze Predigt im Wortlaut:

"Wir sind heute hier im LWH zusammengekommen, um gemeinsam die Frage zu beleuchten, inwieweit gesellschaftliche Resilienz die Voraussetzung für eine selbstbewusste Außenpolitik darstellt und sind gespannt, welche Ansätze die Festrednerin Staatsministerin Güler, uns hierzu aufzeigen wird. Wir beginnen diese Jahrestagung in gewohnter Weise mit einer Eucharistiefeier. Ich habe mich gefragt, was kann angesichts der Thematik der Jahrestagung ein Leitgedanke für diesen Gottesdienst sein. Ich fand ihn in der „Sehnsucht nach Frieden“. 

Die vielfältigen Kriegsherde unserer Erde bewegen viele Menschen und machen sie betroffen, wenn nicht gar hoffnungslos. Sie spüren ihre Angst und ihre Ohnmacht, suchen nach Formen für ihre innere Spannung. Viele finden in dieser Zerrissenheit in der Hinwendung zu Gott einen Halt. Die Sehnsucht nach Frieden steht ganz oben auf der „Wunschliste“ der Menschen. Allenthalben gibt es Bemühungen, diesen Frieden zu schaffen. In Gruppen und Kreisen schließen sich Menschen zusammen, um ihren Teil dazu beizutragen, dass Friede wird. Doch bei allen Bemühungen bleibt die Frage: Schaffen wir den Frieden aus eigener Kraft und Anstrengung, aufgrund eigener Leistung?

Die Bibel spricht an vielen Stellen vom Frieden als einer Gabe Gottes. Im Alten Testament erneuert Jahwe immer wieder seinen Bund mit dem erwählten Volk und verheißt Frieden - Schalom. Unser deutsches Wort Frieden ist nur eine unzulängliche und schwache Übersetzung für das, was Schalom bedeutet: Alles ist in Ordnung, die Zufriedenheit, das „Mit-sich-im-Reinen-sein“. Schalom heißt aber auch Versöhntheit mit Gott und ein Sich-Hineinnehmen-lassen in die Weite seines Lebens. Schalom, das ist im Neuen Testament der Gruß des Auferstandenen, der neue Beziehungen schafft und neue Lebensräume eröffnet. Schalom – Friede: Dieses Wort beschreibt in einmaliger und umfassender Weise das, was Jesus gewollt hat und für das er sich ein- und ausgesetzt hat. 

Menschen spüren in seiner Nähe, dass sie endlich wahrgenommen und ernstgenommen werden. Sie werden vom Rand weg in die Mitte geholt, so dass sie wieder Raum zu Atmen haben. Menschen dürfen wieder sein und beginnen zu ahnen, was Leben sein kann, was Liebe vermag, wenn einer sich ihnen ganz vorbehaltlos zuwendet. Jesus lässt sich äußerlich und innerlich anrühren. Menschen, die von anderen abgeschrieben werden, sie bekommen durch ihn wieder neuen Mut, wieder ein neues Lebensrecht. Ihre Vereinsamung wird aufgebrochen. Menschen, die traurig sind, entdecken in seiner Nähe den Funken Glauben und Hoffnung, der noch in ihnen ist – ein Glauben an sich selbst und ihre Mitmenschen. Menschen ahnen, was ihrem Zusammenleben oder sollte ich heute besser ihrer Resilienz sagen, guttun würde, wenn sie sein Lebensgesetz entdecken, das heißt: Das Böse kann nur durch das Gute überwunden werden. 

Dieser Jesus Christus, der Friedensfürst, fordert uns auf, selbst Friedensstifter zu sein und zu werden. Denn Friede beginnt nicht irgendwo, sondern bei uns selbst, im eigenen Haus. So wie umgekehrt auch die Kriege im Hass und Neid in den Herzen der Menschen ihren Ursprung haben. Wir sind gerufen, jeden Tag vom Neuen kleine Schritte aufeinander zu zumachen. Schritte der Versöhnung, der Verständigung, der Bereitschaft zum Frieden. 

Wir sind eingeladen, das Anliegen des Friedens in unser Gebet aufzunehmen. Überall, wo Menschen im Geist Jesu Christi ihren Beitrag zum Frieden leisten, sind Spuren zu entdecken, die eine Resilienz nach Innen und Stabilität nach Außen schaffen. Halten wir die Friedensspur Jesu wach, die er ein für alle Mal gelegt hat und die immer wieder durchbricht und aufleuchtet. Stellen wir die Friedensspur Jesu neben die sieben Säulen von Resilienz (Optimismus, Akzeptanz, lösungs- und netzwerkorientiertes Handeln, die Übernahme von Verantwortung, Zukunftsorientierung und Selbstreflexion / Selbstwahrnehmung) als unseren christlichen Beitrag zum Gelingen von Stabilität und aus Verantwortung für das Gemeinwohl."

 

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